Bhakti Yoga ist der liebevollste Weg, um mit dem göttlichen Bewusstsein zu verschmelzen. Die höchste Hingabe wird Ishvara-Pranidhana genannt und taucht als zentrales Konzept in den Yoga Sutras immer wieder auf. Mit Bhakti Yoga kann man lernen, auf sanfte Weise Sorgen und Ängste loszulassen. Die vier Schritte Methode bietet dazu ein hilfreiches Werkzeug.
Hingabe ist ein Wort, das in unserer westlichen Welt keine primäre Rolle spielt. Bevor ich Yoga praktizierte, kannte ich Hingabe nur in Form von Liebe zum Partner oder Bewunderung für eine bekannte Persönlichkeit. Die Hingabe hat vor allem für die Frauenbewegung einen schlechten Ruf, denn die Idee dahinter untergräbt scheinbar sämtliche Vorstellungen von Freiheit und Gleichheit. Auch ich hatte lange meine Probleme mit dem Wort Hingabe. Vor allem der Hingabe an Gott.
Deshalb bedeutet für mich Bhakti Yoga, mit offenem Herzen die Welt erkunden. Das Herz öffnen für andere Personen und Situationen. Bhakti Yoga hat auch etwas mit Vertrauen zu tun. Nur wenn wir uns selbst und unserem Leben vertrauen, können wir unser Herz auch in einer rauen Umgebung öffnen. Anders formuliert ist Bhakti für mich die Hingabe an die Liebe. Wenn ich mich der Liebe hingebe, fühle ich mich nicht, als würde ich mich jemanden unterstellen oder eine Gottheit auf ein Podest heben. Das ist mir wichtig. Jeder von uns ist ein göttliches Wesen auf der gleichen Ebene.
Das Ziel des Bhakti Yoga ist es, mit einem offenen Herzen den Alltag zu begegnen. Anzunehmen was kommt und dabei zufrieden zu sein. Loszulassen. In bestimmten Situationen fällt es mir jedoch sehr schwer, mein Herz zu öffnen. Gerade bei harschen Menschen zieht es sich zusammen, baut eine Schutzmauer auf und kapselt sich ab.
Darum war ich auf der Suche nach Denkanstößen. Mit der Methode „Vier C’s des Bhakti Yoga“ habe ich eine tolle Werkzeugkiste gefunden, die mich liebevoll an das Thema heranführt.
Die Vier C’s
- Don’t complain – Beschwere dich nicht. Ich bin ein Mensch, der sich gerne beschwert. Über das schlechte Wetter, die schlecht sitzende Jeans oder andere Autofahrer. Mit dieser Übung kann ich genau da ansetzen. Denn die Beschwerde hat ihren Ursprung im negativen Denken. Grundsätzlich würde ich mich eher als Pessimisten einschätzen. Die negativen Dinge fallen mir sofort auf, während ich positive oft übersehe. Wenn ich jetzt übe, mich nicht über alles aufzuregen, zu nörgeln oder alles schlechtmache, erschaffe ich ein Vakuum in meinen Gedanken. Dieses Vakuum zieht dann neutrale oder im Idealfall positive Gedanken an. Sobald ich positiver denke, stellt sich automatisch eine tiefe Dankbarkeit ein, die der Schlüssel gegen das Beschweren ist.
- Don’t criticize – Kritisiere nicht. Kritisieren kommt nach dem Beschweren bei mir gleich an zweiter Stelle. Es ist das Salz in der Wunde. Dazu muss man sagen, ich beschwere und kritisiere nicht mit verbalen Worten. Das Ganze läuft bei mir im Kopf ab. Der Verstand kritisiert gerne – vor allem mich selbst. Wer kennt das noch? =) Bei dieser Übung geht es darum, sowohl negative als auch positive Kritik zu vermeiden. Der Ursprung von Kritik ist das Verurteilen. Wer bin ich, dass ich urteile? Wer hat überhaupt ein Recht, über andere zu urteilen? Niemand. Wenn ich nicht kritisiere, kann ich mich besser mit den Mitmenschen verbinden, da ich viel offener auf sie zugehe. Ohne Kritik, kann sich das Herz ohne Angst öffnen und das Göttliche in jedem sehen.
- Be compassionate – Sei mitfühlend. Mitgefühl, oder Empathie, ist das Fundament der Liebe. Erst, wenn ich mit der anderen Person fühle, kann ich mich mit ihr verbinden. Dann sind wir auf einer Wellenlänge. Achtung! Mitgefühl ist nicht gleich Mitleid. Bei Mitleid leide ich mit dem anderen. Das Mitgefühl für unsere liebsten Familienmitglieder, Partner und Freunde zu entwickeln ist nicht so schwer. Mitgefühl für Fremde entwickeln scheint oft unmöglich. Bei Personen, die schwere Schicksalsschläge erlitten haben, fällt es uns noch einfacher. Aber bei ganz normalen, gestressten Leuten mitzufühlen, hört es dann schon auf. Doch wieso ist das so? Die Grundlage für Empathie ist das Bewusstsein für seine eigenen Emotionen. Grundstimmungen wie Ärger, Traurigkeit, und Freude kennen wir alle. Jedoch gibt es dazwischen noch so viele Mischstimmungen, die wir vielleicht an uns selbst noch gar nicht entdeckt haben. Treffen wir jetzt auf einen Menschen, der in solch einer Mischstimmung ist, können wir nicht mit ihm mitfühlen, da wir gar nicht verstehen, um was es geht. Deshalb fokussieren wir uns bei dieser Übung zuerst auf unsere eigenen Gefühle. Wir lernen unsere eigenen Emotionen als stiller Beobachter kennen und verstehen ihre Ursachen und Auswirkungen. Wir fühlen mit uns mit, um anschließend mit allen anderen mitfühlen zu können.
- Chant holy Mantras – Chante heilige Mantras. Singen oder chanten öffnet das Herz. Gerade in unserer Welt wird nicht mehr gerne gesungen, da wir denken, nur wer perfekt jeden Ton trifft, sollte seinen Gesang mit anderen teilen. Ich bin auch so jemand =) Die Töne treffe ich nicht und dafür habe ich mich lange geschämt. Mantras sind für mich ein Hilfsmittel, ohne die Scham zu singen. Denn bei Mantras geht es darum, die heiligen Wörter laut auszusprechen, egal in welcher Tonlage. Die Vibrationen des Gesangs wirken beruhigend, heilend und entspannend. Gerade in stressigen Situationen singe ich – wenn laut nicht möglich ist, dann zumindest in Gedanken – Mantras vor mich hin. Diese Übung zentriert mich und holt mich heraus aus dem Gedankenstrudel, in den ich immer hineinfalle. Deshalb kann ich nur jedem raten, das Chanten auszuprobieren. Am besten erst einmal alleine und wenn man sich dann sicherer ist, in Gesellschaft.
Diese Vier C’s möchte ich nun über die nächsten vier Wochen üben. Jede Woche einen Punkt. Die eigenen Gedankenmuster von jetzt auf gleich zu ändern, ist sehr schwer. Deshalb nehme ich mir am liebsten immer nur einen Vorsatz, den ich dann eine gewisse Zeit übe, bis ich bereit für den nächsten Schritt bin.
Ich würde mich freuen, wenn ich dich inspirieren konnte, mit mir die Vier C’s auszuprobieren.
Liebe Grüße und Om Shanti deine
Jyothi